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Marie Luise Knott

Lob dem Angriff

Laudatio auf Charles Bernstein und die beiden Übersetzerkollektive 
 

Link zum Schreibheft Nr.85, August 2015, S. 155–159.

„Attack of the difficult poems.“ – „Angriff der schwierigen Gedichte.“ Wie soll man, meine Damen und Herren, in den heutigen, so friedensbedürftigen Zeiten und in dieser Stadt des Westfälischen Friedens einen „Angriff“ loben? – einen Angriff zumal, der Buchstaben, Silben, Klänge und Worte durch präzis gesetzte Experimente aus ihren angestammten Gefilden vertreibt - in die Fremde, in die Diaspora. Ein Angriff, der Worte und Klänge isoliert und sie ausschickt, tote Buchstaben-Gebiete, unser eingefahrenes Sprechen und Denken, neu zu besiedeln und beleben? Der Angriff, um den es hier und heute geht, soviel vorweg, ist en experimenteller und poetologischer. 
Dass es experimenteller Lyrik, die einmal als Jubel und Aufbruch begann, auch heute, im fortgeschrittenen Alter, gelingt, ihr anfängliches Glücksversprechen einzulösen, das erfährt, wer sich dem vielfältigen und vielstimmigen Werk von Charles Bernstein zuwendet. Dabei gibt es unter seinen „schwierigen Gedichten“ Zeilen von verführerischer, ja: schlagender Einfachheit, wie: „From talk alone you don’t get a poem“, oder: “Won’t someone please get me a drink.”
 Die Reihe der scheinbar „einfach“ verständlichen Sätze ließe sich fortsetzen, denn Bernsteins Werk – ca. 30 Gedicht- und Essaybände – spielt nach allen Regeln seiner Kunst neben dem Experiment immer auch mit dem Uralten und: mit dem ganz Alltäglichen. Je länger man in sein Werk hineinschaut, desto deutlicher wird: Wo es konventionell zugeht, schlittert man unvermittelt (mit ihm) übers Glatteis der Gewohnheit, und schon beginnen die schönsten Verrenkungen. So kommt es, dass im Versatorium-Band eine Gruppe Übersetzer den bereits genannten Titel „From talk alone you don’t get a poem“, der ja die Spannung von alltäglichem Reden und Dichten aufruft, übersetzt als „Vom Torkeln nicht gibt’s kein Gedicht“ und damit im Deutschen das Bild des „Vers-Fußes“ mit hineindenkt. 
„Time wounds all heals“ heißt die erste Zeile des Gedichtes „You“. Drei verschiedene Übertragungen ins Deutsche finden sich: die erste, klangaffin, „Fein tuns alle Hügel“, die zweite, sinnsuchend, „Zeit krümmt das Gerade“; die dritte greift Bernsteins Sprachspiel auf: „Zeit wundet alles Heile.“ In der Kindheit, meine Damen und Herren, erfuhren wir die Sprache als Klangreich und ließen uns wie Bernstein mit immer neuen Wortverwechslungen und Silbenversprechern ins Land des Unsinns treiben. Oder wir rotteten uns zusammen in der Räubersprachenwelt – ichhichlefich gehelefe jetzhetzlefetz. Sinn und Verstand verjagen uns später aus diesem Reich, doch glücklicherweise gelingt ihnen dies nie ganz. Die Klangdimension der Sprache lebt fort, im Witz, im Schmerzlaut, in der Liebesbekundung – und: im Gedicht. 
Viele Bernsteinsche Verse sind ähnlich befallen von „einer Buchstaben- und Silbenseuche“, wie er sein Tun einmal ironisch umschrieb. Die Buchstaben schreien, hier und da auch nach Hilfe. Sie tun es regel-, und klanggeleitet, sie spielen mit intertextueller Montage, halten sich manchmal gewitzt selbst zum Narren; und sie schlagen dabei die unterschiedlichsten Töne an. Denn es steht auch bei Bernstein nichts Geringeres auf dem Spiel als das Vorhaben, Sprache und Welt dem Konsumismus und dem Konformismus abzugewinnen, „die im Begriff sind, uns zu überwältigen“ wie es bei Walter Benjamin hieß. Gegen die Gewalt der Gewohnheit und die drohende Konfiszierung der Sprache nicht nur durch Medien und Politik suchen wir Bilder und Stimmen, die uns helfen, unsere Selbstgespräche zu führen.

Das Alphabet sei gefrorener Klang, hat Bernstein einmal gesagt. Ist poetisches Tun dann die berühmte Axt? Charles Bernstein bedient sich, wo er kann. Mit Gertrud Stein etwa teilt er die Idee der Enthierarchisierung von Silben, Worten und Sätzen; mit Ludwig Wittgenstein teilt er die Hoffnung, dass Sprache Grenzen erweitert und sich so ein Tor zum Anderen, zu einer anderen Welt auftut. Durch Überschreitung der syntaktischen und klanglichen Gewohnheiten sucht Bernstein die Grenzen des Sagbaren zu überrennen, und seine Übersetzer folgen ihm hierbei aufs Herrlichste. 
Manchmal -- lassen Sie mich diese Beobachtung noch weiterführen, meine Damen und Herren – manchmal wenn wir bei einem Gedicht keinerlei semantischen Zugang zum Geäußerten bekommen, bindet uns die Aufrechterhaltung des sprachlichen Gestus umso mehr. Satzzeichen, Zeilenbrüche, Überschriften und Rhythmus versichern uns, dass auch oder gerade eine aus der Norm gesprungene Sprache Grund besitzt. Hier eines der fast verständlichen Gedichte:

 


Abendsegeln mit Hummerkrabben

Fond außerordentlich gebunden
Die Milchmänner beblinzelnd
Kühl noch die Nacht 
Als Entlohnung von Morgen

Auch das Sich-nach-nichts-Sehnen ist schließlich ein Weg, vielleicht, sagt Bernstein, „der einzige Weg, um überhaupt irgendwo hin zu gelangen“. In jedem Nirgendwo steckt schließlich das Irgendwo. „As the talk goes on we are getting nowhere and that is a pleasure“, hieß es bei John Cage.

Charles Bernstein, geboren 1950 in New York, ist Professor, Verleger, Übersetzer und großartiger Inspirator. Vor allem aber ist er Dichter. Zu seinen bedeutenden „Angriffen“ gehörte in den 1960er Jahren, das haben wir gehört, die Gründung der Zeitschrift L=a=n=g=u=a=g=e, die – durchaus programmatisch gemeint – zwischen jedem Buchstaben ein trennendes und zugleich verbindendes Gleichheitszeichen setzte. Die Sprache – language - zeigt ihre Lettern. Alles wird gleich gültig. Wort, Klang, Sinnspur. Die von Bernstein Anfang der 1970er Jahre mitbegründete dichterische Bewegung „Language Poetry“,setzt darauf, um es einmal anders zu formulieren, dass es die Sprache, dieser Hybrid-Generator, ist, die auszieht, ihren eigenen Inhalt zu suchen. Mit jedem Wort und jedem Satz steht Sinn und Wesen der Sprache neu auf dem Spiel, und nicht nur das! Und es ist der Leser (und natürlich der Übersetzer) der, so Bernstein, im Lesen und Wiederlesen eines Gedichtes dessen Sinn und dessen Aufnahme erst stiftet. 

II

Nun ist Bernsteins „language package“ über den Atlantik in Deutschland angelandet und hat hier zwei Übersetzerkollektive mit zwei Buchveröffentlichungen und insg. 28 Übersetzern aufs Feld gelockt, also das Personal zweier nachdichtender Fußballmannschaften, wenn man so will, samt der sechs Einwechselspieler. Und immer wieder kommt es vor, - um im Bild zu bleiben -, dass nicht einer, sondern gleich drei oder vier der Spieler gleichzeitig und gemeinsam im Ballbesitz sind, oder - bei manchen Gedichten - drei Bälle gleichzeitig auf dem einen Feld geschossen werden. Ein Tohuwabohu sollte man meinen. Aber seien Sie versichert: es wird kein bisschen eng auf dem Platz! Denn das Vorhaben widerspricht zwar landläufigen Vorstellungen vom Übersetzen, kommt aber der Tatsache, dass Gedichte Kompositionen sind, also gerade auch Tonereignisse und Bildereignisse, extrem entgegen.

1995 hatten Joachim Sartorius und Christoph Buchwald im Jahrbuch der Lyrik dichterische Selbstauskünfte über das poetische Tun versammelt. Neben Inger Christensens „Glück der Veränderung“, Ooko Makotos „züngelnden Flammen“ und Oskar Pastiors Bekenntnis: „das gedicht gibt es nicht“, fand sich damals ein einziges Gedicht, das nicht ins Deutsche übertragen worden war: A Defence of Poetry von Charles Bernstein. Ein programmatischer Titel, von Shelley geborgt. Das Gedicht fußt auf einem Buchstaben-Wechsel-Dich. Aus classical wird calssical, aus actually wird „acutually“, aus ideological wird „ideopigical“. Durch Vertippen, Verhören und Verstoffwechseln – durch das Ersetzen der Silbe lo durch die Silbe pi zum Beispiel – hatte Bernstein den Worten ihren angestammten Sinn aus- und woandershin getrieben. „Ratio ist nicht gleich Sinn“, lautet der vielleicht verständlichste Halbsatz des Gedichtes, in dem Bernstein Variationen auf das Wort nonsense / Unsinn sprachlaboriert. Wie kann man solche Verschiebungen, Entstellungen, Verrückungen ins hiesige Anderland transportieren, ohne in den Abgrund zwischen den Sprachen zu fallen? Leonce W. Lupette hat nun, 20 Jahre nach Erscheinen des „Jahrbuchs“, dieses schwierige Gedicht in Angriff genommen. Aus acutually macht er „eigendringlich“ und aus dem durch das Gedicht geisternde Wort „nonesens“ hat Lupette uns „Unesine“ erfunden, und diese Unesine zieht im Laufe der Zeilen ungekannte nahe Verwandte in den Gedichtraum, wie Uknsin, Unnelin, On-sinn, Unsilnn, aber schlussendlich auch das Wörtlein: „Umsinn“. Macht genügend Unsinn einen womöglich zum Umsinnen bereit? Sie sehen, nicht gerade ungefährlich, diese Bernstein-Übersetzerei. 

Nehmen wir ein anderes, kurzes Gedicht. Das Original „Two stones with one bird“ lautet „Redemption comes, redemptions goes, but transience is here forever.“ „Zwei Klappen mit einer Fliege“ so der deutsche Titel. „Erlösung kommt und Erlösung geht, das Übersetzen übersteht.“ So steht es da. Doch das Gedicht steht nicht Wort an Wort, wie in der Bibel, wo es heißt: ein Geschlecht kommt und ein Geschlecht geht, doch die Erde bleibet ewiglich. Vielmehr hat Bernstein alle biblische Gewissheit ausgesetzt und die 8 Worte auf 14 Zeilen zersprengt und auf Mittelachse gesetzt. Die Übersetzung ist linksbündig. 

Er- 
Lösung
Kommt 

Erlös-
Ung 
Geht
Das
Ü-
Ber-
Setzen
Ü-
Ber- 
Steht

Beim ersten Versuch, mir diese Zeilen überhaupt anzuverwandeln, muss ich mir die Gewohnheit, beim Lesen mehr oder minder rasch über die Wörter zu streifen, aussetzen. - Lösung / Kommt / Geht / Setzen / Steht? Bernsteins englischer Vers buchstabiert uns, die biblische Aussage verkehrend: Erlösung ist nicht. Wenn überhaupt ist es das Vergängliche, das Flüchtige, das ewig währt. „transience is here forever“. Ein ontologisches Paradoxon. Fürs Deutsche hat sich „transience“ via „translation“ verwandelt: was überdauert, ist „die Übersetzung“. Man sieht, das Versatorium ist ein Purgatorium: Jedes Gedicht kehrt anders daraus zurück, als es hineingegangen ist. 
Und: beim Hinübertragen der Erlösungsverse hat Peter Waterhouse mit einer Fliege gleich zwei Klappen geschlagen: Denn in der Übersetzung, so vergänglich sie ist, „übersteht“ das Gedicht die Grenzpassage und erhält Bernsteins Werk Aufenthalt in der Fremde. 

III.

Wer wie Bernstein vom „Angriff der schwierigen Gedichte“ redet, meine Damen und Herren, spielt lachenden wie weinenden Auges mit dem Vorurteil, Gedichte seien per se, qua Verdichtung, schwere Kost, spätestens seit sie sich vom Volkslied geschieden haben. Und tatsächlich: viele moderne Gedichte haben etwas Unzugängliches, etwas, was sie uns verschließen, und was gerade in diesem Rätselhaften, Fremden uns angeht und uns „ergreift“. Wir nehmen sie „in Angriff“: Ein Hören, Hinhören, Hinein- und Heraushören beginnt. Wir beginnen, etwas über das Verstehen zu verstehen. Von den eigenen als „Schwierigen Gedichten“ zu sprechen, ist zudem eine paradoxe Intervention – ein „fishing for compliance“, wie Bernstein das nennt. Ein Auftrag zur Mittäterschaft. Und diesen Auftrag zur Mittäterschaft haben die Übersetzer-Dichter angenommen; er ist ein Balanceakt, aber er muss ihnen entgegengekommen sein. 
Wenn es stimmt, wie Oskar Pastior sagt, dass Übersetzungen Bälle sind, die einem zufliegen und die man zurückgibt – wer möchte da noch Original und Übersetzung scheiden? Kein Wunder, dass Bernstein ganze Dichter-Mannschaften anstachelt. Ein Graus für alle Verleger. Bei Bernstein ist offensichtlich vieles anders als gewöhnlich. In einem Essay mit dem Titel: „Den Übersetzungsvorhang niederreißen“ sagt er, wer übersetzt, solle ungehindert die eigene „dichterische Präsenz“ behaupten: 

„Der maßgebliche Wert einer Übersetzung besteht für mich darin, dass das neue geschriebene Gedicht in seiner „eigenen“ neuen Sprache wie ein Gedicht auftritt und nicht wie eine sekundäre Repräsentation von etwas, das hauptsächlich anderswo zu Hause ist. Genauigkeit ist das Schreckgespenst des Übersetzens: denn was genau so gut mit anderen Worten wiedergegeben werden kann, macht nicht den poetischen Gehalt eines Werkes aus.“ 

Wo es die eine korrekte Lesart eines Gedichtes und dementsprechend auch die eine korrekte Übersetzung eines Gedichtes in Bernsteins Auffassung und Praxis nicht gibt, stiftet sein Tun an zu verschiedenen Übertragungen eines und desselben „Originals“, die dann ihrerseits dazu tendieren, Originale zu werden, weshalb das Gedicht „Dodgem“ beispielsweise in den verschiedenen deutschen Übertragungen einmal „Autoscooter“, ein andermal „Selbstfahrer“, aber auch„Botschi“ oder „Putscher“ betitelt ist. Und aus „I am a Jewish Poet“ wird, man darf sich doch sehr wundern, in der Übersetzung „Ich bin ein protestantischer Dichter“.

Auf Immanuel Kant anspielend schreibt Bernstein einmal „Immanuel ca’nt, but Sammy can“, was halb-homophon als „Immanuel gähnt, das Sämmy döst“ übersetzt ist. Das Wissen der Homophonie, meine Damen und Herren, hat heute längst unseren Alltag erobert. Sie kennen vielleicht den Film „Das Leben des Brian“. Eine Menschengruppe steht darin in der Wüste und lauscht den Worten Jesu aus der Ferne; sie können ihn kaum verstehen. Als Jesus sagt „blessed are the peacemakers“, also: „selig sind die Friedfertigen“, versteht einer der Zuhörer stille-Post-artig „blessed are the cheesemakers“, was in der Synchronfassung dem Klang und den Lippen folgend übersetzt wird als „Gesegnet seien die Skifahrer.“ Peacemakers, cheesemakers. Skifahrer, mitten in der Wüste! Wir sehen: Als die Filmindustrie das Synchronisieren lernte, hat sie den Techniken der Lautpoeten genauestens auf Mund und Ohr geschaut!

IV.
Das Experiment, meine Damen und Herren, einzelne Gedichte vielfach zu bedichten, hat Tradition, ich denke etwa an die legendäre von Peter Urban herausgegebene Rowohlt-Ausgabe von Chlebnikows „Ohrfeigen“. Doch das vielfach Übersetzen ist in den heutigen eigentumfetischisierenden Zeiten - immer auch - eine Zumutung, nicht zuletzt weil jeder Übersetzer seine Lesart öffentlich teilen muss. Bernstein selber hat in ein Gedicht über Urheberschaft ironisch das Copyright C als Buchstabe ins Alphabet hineingeschmuggelt. Ihm ist Teilen Teil seines Experimentes. Der Übersetzer nimmt ein „Originalgedicht“, das womöglich von sich aus die Frage nach der Originalität allen Redens in den Raum stellt, und behauptet im Grenztransport die eigene dichterische Originalität. Welchen inneren Gesetzen und Grenzen verpflichtet er sich dabei? Wo Charles Bernstein drauf steht, muss schließlich Charles Bernstein drin sein, oder nicht? „Wir sind alle ein wenig Bernstein geworden“, sagte Michael Traxler kürzlich bei einer Buchvorstellung, und natürlich ist Bernstein auch ein wenig Traxler, Waterhouse, Paninski, oder Amslinger geworden, um nur einige zu nennen. Charles Bernstein beharrt darauf, das ist sein Angriff, dass jedes Handeln, und auch das poetische Handeln ist ja ein Handeln, im Mit- und Füreinander stattfindet. Nur im Aufbruch aller Buchstaben, die tatsächlich füreinander anwesend sind und ihre Existenz zu Gehör bringen können, realisiert sich für den Autor vielleicht, was die Griechen einst „demos“ nannten. 

Bevor ich schließe, noch ein paar Worte zu dem Langgedicht auf den elften September 2001 „Report from Liberty Street“. Das lyrische Ich läuft darin durch die Straßen im südlichen Manhattan, beschreibt in langen Wendungen die Schreckensbilder der Zerstörung und wiederholt, was die Täter anbetrifft, wiederkehrend die eine Zeile: „they thought, they were going to heaven“ – „sie dachten, dass sie in den Himmel kommen“. Bernstein bohrt den Satz so oft in Schock und Trauer hinein, bis nichts mehr von der Paradieshoffnung übrig ist. Man spürt: Fundamentalismus ist eine Höllenfahrt. In das Gedicht hineingestreut hat Bernstein Worte und Zeilen aus Shelleys Sonett „Ozymandias“. Doch wer kennt und erkennt hierzulande schon dieses Klagelied auf das spurlos untergegangene Reich Ramses II. mit der Schlußzeile „The lown and level sands stretch far away“ – „Einsam und eben dehnt sich Sand in Fernen weit “. Ob das US-Imperium, das den Bedrohten dieser Erde und auch Bernsteins Großeltern einmal Zufluchtsort, also Himmel auf Erden gewesen ist --- ob dieses Reich dazu verdammt ist, so spurlos zu verschwinden wie ehedem das Reich Ramses II? Man muß in diesem Bernsteinschen „Report“ nicht Shelleys Verse wiedererkennen, um sich zu fragen: Was ist geschehen, dass in diesem Tor zum Himmel ein Tor zur Hölle sich auftat. Am Ende des Gedichtes heißt es lapidar: „Die Frage ist nicht: Kann Kunst darauf antworten, sondern: Wozu sonst ist sie da?“
Sie sehen: Bernstein hat die Sprache und das Heute in Angriff genommen. Seine „schwierigen Gedichte“ verschmähen Lager und „Lösungen“, sie gehen unmarkierte Wege und begünstigen Un- und „Umsinn“. Ich beglückwünsche uns und die Jury auch deshalb zu ihrer Entscheidung und gratuliere Charles Bernstein und allen Übersetzerinnen und Übersetzern ganz herzlich zu dem Preis. 


Das sind für das Buch Angriff der schwierigen Gedichte: Tobias Amslinger, Norbert Lange, Leonce W. Lupette und Michael Traxler. Für das Versatorium sind es Judith Aistleitner, Katharine Apostle, Gabriela Attems, Aida Besirevic, Regis Bonvicino, Julia Dengg, Helmut Ege, Monique Ehmann, Nino Idoidze, Katharina Lehner, Natalie Neumaier, Astrid Nischkauer, Miriam Paninski, Marlies Peter, Miriam Rainer, Julia Rosenkranz, Anja Sander, Katharina Schindl, Nina-Victoria Truskawetz, Peter Waterhouse, Jennifer Weiss, Katharina Widholm, Franz Vala und Anna Zalesko, 
Herzlichen Glückwunsch!